Ohne ein Verständnis für den Zusammenhang von Imperialismus und Krieg fehlt es der Friedensbewegung an einer notwendigen Orientierung. Das zeigt sich nicht zuletzt bei den sogenannten Friedensmahnwachen in manchen Städten. In seinem Vortrag, gehalten bei der GRH am 25.10.2014, geht es Anton Latzo um die Einschätzung von Aktualität und Ursachen der Kriegsgefahr. Er kommt zu dem Schluss:
Es zeigt sich auf jeden Fall:
- Die zunehmende Unterschiedlichkeit der Interessen der USA und der EU-Großmächte in der Region wird untereinander und im Verhältnis zu Russland immer größer und offensichtlicher. Die Unterschiedlichkeit der Interessen enthält die Tendenz, sich zur politischen Gegensätzlichkeit zwischen den Staaten zu entwickeln, worin besonders die ökonomischen Widersprüche zwischen den Monopolen ihren politischen Ausdruck finden.
- Die neuen Machtverhältnisse zwischen den Großmächten haben sich in den letzten Jahren nicht nur außerordentlich rasch, sondern – was besonders wichtig ist – außerordentlich ungleichmäßig entwickelt.
- Der Kampf um die Neuverteilung der Märkte, Rohstoffquellen, Transportwege und vor allem um die politischen Einflusssphären tobt schon wieder in aller Offenheit und Härte. (dazu wurden im vergangenen Jahr zwei Kriegsschauplätze eröffnet, gegen Russland und im Nahen Osten)
- Der Krieg ist keine zufällige, lediglich aus der Politik hervorgehende Erscheinung, sondern das objektive Ergebnis der Entwicklung des monopolistischen Kapitalismus. Er ist Ausdruck des allgemeinen Krisenzustands des Kapitalismus, seiner Überreife, der Zuspitzung seiner Widersprüche.
Die Imperialisten versuchen, diese Widersprüche mit den Mitteln des Krieges zu lösen, können aber keine wirkliche Lösung erzielen. Denn der imperialistische Krieg verschärft den Grundwiderspruch des Kapitalismus, er verschärft die Lage der Arbeitenden bis zur Unerträglichkeit, untergräbt durch Zerstörungen und Kriegswirtschaft die kapitalistische Produktionsweise selbst und ruft neue Widersprüche und Gegensätze zwischen den Imperialisten hervor. - Nach wie vor ist der Imperialismus monopolistischer Kapitalismus, Herrschaft des Finanzkapitals. Im Wesen des Imperialismus, seiner Abenteuerlichkeit und Raubgier gibt es keinen Wandel. Er strebt nach Höchstprofiten, verstärkt die Ausbeutung, Unterdrückung und Expansion und sucht nach Mitteln und Wegen, den gesellschaftlichen Fortschritt und den Kampf der antiimperialistischen, demokratischen Kräfte aufzuhalten und zu verhindern.
- Der Krieg ist nicht mehr nur Theorie und Konzept. Er ist zu praktischer Politik geworden und bestimmt weitgehend die Tagesordnung der internationalen Politik.
- Frieden droht zum Fremdwort zu werden. Frieden, Sicherheit und internationale Zusammenarbeit verschwinden von der Tagesordnung der internationalen Politik, werden durch interessierte Kräfte verdrängt.
- Ein Haupthindernis im Kampf gegen diese Entwicklung erweist sich erneut der Opportunismus. Der Opportunismus hat schon immer die Arbeiterbewegung gespalten und dadurch ihre Kampfkraft gelähmt. Um die Macht der imperialistischen Bourgeoisie brechen und den imperialistischen Krieg beenden zu können, muss man (in jedem Land) mit dem Opportunismus brechen, die Massen über die Unvermeidlichkeit seines Fiaskos aufklären und eine selbständige revolutionäre Arbeiterpartei schaffen.
- Zu den Mitteln und Methoden, nach welchen der Imperialismus greift, um den Vormarsch der antiimperialistischen Kräfte aufzuhalten, gehört nicht zuletzt und heute der ideologische Kampf. Alte und neue oder scheinbar neue ideologische Konzeptionen verschiedener Art werden in unaufhörlichen Angriffen gegen den Marxismus-Leninismus und die auf ihm beruhende Politik ins Feld geführt. Dazu gehören auch rechts – sozialdemokratische Theorien, nach denen der Kapitalismus heute fähig sein soll, Wirtschaftskrisen und grundlegende Widersprüche überhaupt, ja die Teilung der Gesellschaft in Klassen und damit den Klassenkampf zu überwinden.
Der Sozialismus hat eine Niederlage erlitten. Aber seine Notwendigkeit besteht und verstärkt sich, denn die Kämpfe der Epoche besagen: entweder gesellschaftlicher Fortschritt und Frieden oder …
Es geht nicht um einen zweiten „kalten Krieg“. Der Begriff des „kalten Krieges“ soll die tatsächliche Lage, die Ursachen für diese Lage und die Hauptkräfte (Triebkräfte) in undurchsichtigen Nebel versetzen. Es geht um einen „dritten“ Neuordnungsversuch, einen drohenden Weltbrand.
Und den müssen wir verhindern! Dazu werden wir alle gebraucht!
Das ganze Manuskript seines Vortrags gib es hier: Anton Latzo: „Warum ist der Weltfrieden gegenwärtig so stark bedroht?“ (PDF)
Posted on 4. November 2014 von BBr