EDITORIAL
Mit besonderer Freude bringen wir einen Artikel von Herbert Mies, den wir von ihm zur Veröffentlichung erhalten haben: In der Frage der deutschen Einheit haben wir uns schwer getan.
Mit dem Schwerpunkt China betreten wir ein schwieriges Terrain. Die Frage des Klassencharakters der VR China wird in der DKP kontrovers diskutiert und auch in der Redaktion bestehen unterschiedliche Meinungen, wie wir das Thema behandeln sollen. Das ist meiner Meinung nach keine akademische Angelegenheit, sondern es wirkt sich auf unser praktisches Handeln aus, ob wir China als sozialistisch beurteilen oder nicht. Natürlich werden wir den Angriffen der Imperialisten, insbesondere bei ihren Einkreisungsversuchen, unabhängig hiervon im Rahmen unserer Möglichkeiten entgegentreten. Aber wir wollen auch durch Solidarität und Aufklärung über Widersprüche den Sieg des Sozialismus in China unterstützen.
In diesem Heft beginnen wir mit Artikeln, die nicht von einem sozialistischen Charakter des Landes ausgehen bzw. die sich kritisch mit der VR China auseinandersetzen. Lucas Zeise beleuchtet das problematische DollarVerhältnis zwischen den USA und China, Gerhard Feldbauer schildert die Hintergründe des Konflikts zwischen Vietnam und China, und ein ZK-Mitglied der KKE sieht Chinas internationale Rolle im Wesentlichen negativ. Vor dem Hintergrund der international bedeutenden Rolle der KKE erscheint es uns aber wichtig, diesen Artikel in eine ernsthafte Diskussion mit einzubeziehen. Im nächsten Heft werden dann Gegenargumente folgen.
Wir meinen, dass die Debatte innerhalb der DKP um die Einschätzung Russlands im Moment in eine falsche Richtung geht. Eine konkrete Analyse der gegenwärtigen Lage zeigt, dass Russland an der Seite der Antifaschisten in der Ukraine steht. Deshalb weisen wir die Position der „Äquidistanz“ gegenüber den streitenden Parteien zurück und rufen zur Solidarität mit Russland, den Aufstandsbewegungen im Osten der Ukraine und den ukrainischen Antifaschisten auf und versuchen, diese Position in die Friedensbewegung zu tragen. Der Streit um den Klassencharakter Russlands ist zweifellos eine wichtige Frage, aber eine wissenschaftlich fundierte Antwort überschreitet zur Zeit unsere Möglichkeiten und darf nicht zu einer passiven Zuschauerrolle führen.
Richard Corell geht nicht nur von der Ökonomie aus, sondern von den Besonderheiten Russlands, er unterscheidet Kompradorenbourgeoisie und nationale Bourgeoisie und zieht die Parallele zu Jugoslawien, wo wir ebenfalls verpflichtet waren, die jugoslawische Regierung Milosevic gegen die NATO zu unterstützen. Erst dieser Widerstand hat die Aggressivität und Verlogenheit des deutschen Imperialismus enthüllt.
Die Auseinandersetzung um die Frage, ob dem Kapital die Arbeit ausgehe, führen Stephan Müller und Helmut Dunkhase weiter, wobei Müller das Thema grundsätzlich anfasst: Zur Bedeutung der Produktivkraft-Entwicklung für die aktuelle Krise.
Thomas Lurchi äußert sich in Reaktion auf Ekkehard Lieberam zur Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse und spricht sich für einen Paradigmenwechsel in der Klassenanalyse aus – eine fundierte Einschätzung, die der Frage der Klassenanalyse eine neue Richtung geben könnte.
Marcel de Jong versucht den Erfolgen der belgischen Partei der Arbeit (PVDA) auf die Spur zu kommen, und Björn Blach geht auf das Gesprächsangebot der neu gebildeten Perspektive Kommunismus ein. Neue Zusammenschlüsse zeigen andere Wege auf als die DKP-Opposition, die auf Jeder kann, wie er will! setzt. Den Tendenzen dieser Strömung zur Diffamierung des demokratischen Zentralismus tritt Björn Schmidt entgegen: Kontrovers diskutieren, einheitlich handeln!
Zum Schluss der Literaturtipp: Timur Stockkolm empfiehlt uns dringend die Lektüre des PapyRossa-Bändchens über den Stamokap von Gretchen Binus, Beate Landefeld und Andreas Wehr.
Posted on 17. Dezember 2014 von BBr